Arbeitsgemeinschaft Ostmitteleuropa e.V. Berlin

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320     Mittwoch                                          12. Dezember 2007,        19.00 Uhr

           Thema      Ostdeutsche Literaturlandschaften:

                               Der Schlesier Hermann Stehr (1864-1940).

                               Lesung mit Reinhard M.W. Hanke, Angelika Hanske,

                             Regina  Pauli  und Helga Wulff.

 

Hermann Stehr hat ausschließlich in Schlesien gelebt, wenn man von den gelegentlichen Reisen nach Oberitalien, Dänemark, den Kanarischen Inseln und häufigere Reisen in andere deutsche Landschaften absieht. Er wurde am 16. Februar 1864 in Habelschwerdt in der Grafschaft Glatz geboren, besuchte dort die Volksschule und später das dortige Lehrerseminar. 1889 trat er seine erste Lehrerstelle in Pohlsdorf in der Grafschaft Glatz an. Er heiratete Hedwig Nentwig aus Ober-Altwilmsdorf.

Seine wirtschaftlichen Verhältnisse waren sehr schwierig. So hörte er mit dem Versemachen auf und schrieb seine ersten Geschichten. Er schickte sie an den S. Fischer Verlag in Berlin, wo auch Gerhart Hauptmanns Bücher erschienen. Der Verlagslektor war begeistert. Gerhart Hauptmann, der sich gerade in Italien aufhielt, las den Erstabdruck in der Zeitschrift „Die neue Rundschau“ und war überzeugt, dass in seiner schlesischen Heimat ein neues Talent heranwuchs. Ein Kartengruß an Stehr begründete die lebenslange Freundschaft der beiden Schlesier.

In seiner Umgebung allerdings wurde er verdächtig: als sich die Kunde verbreitete, dass der Dorfschullehrer Stehr ein Buch geschrieben habe, witterten die Geistlichen seiner Kirche eine Darwinisten in ihm, denn die Dogmen hielt er für unwichtig. Die Schulbehörde witterte in ihm einen Fortschrittler, der die Kinder als Einzelwesen behandelte, nicht als fügsame Masse. „Haste Zucht, dann haste Wucht“ war die Leitlinie der Schulbehörde.

Trotz erheblicher Drangsalierungen in seiner Pohlsdorfer Zeit, gab Stehr nicht auf. Ein Werk ums andere erschien, der Trieb des Sichrächens für alle erlittene Unbill durchzieht lange sein Werk. Er wird 1900 in die laute Industriestadt Dittersbach versetzt, geht dann nach Bad Warmbrunn. Nach dem Ersten Weltkrieg unterstützte er seinen Freund Walter Rathenau; aus dieser Zeit stammen seine Gedanken „Vom Wesen der Demokratie“: „Das einzige Ziel des Staates ist der Mensch.“

1929 macht er eine erste Reise nach Münster, woher seine Großmutter väterlicherseits aus der Familie Vernekohl  stammte. 1926 zog die Familie nach Oberschreiberhau. Seine „Maechler-Trilogie“ spielt im Riesengebirge; von den vier vorgesehenen Bänden schloss er drei ab, über der Arbeit am vierten Band „Damians Traum“ starb er am 11. September 1940.  Sein letztes abgeschlossenes Werk, der „Himmelschlüssel“ widmet er 1939 seiner Vaterstadt Habelschwerdt.

 

 

 

Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Ostmitteleuropa mit Interesse an Literatur haben sich zusammengefunden und lesen. Einführung und verbindende Texte: Reinhard M.W. Hanke.

 

 

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