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Juni 2006/Hk/Jö
307 Freitag 01.
September 2006, 19.00 Uhr
Thema Polen als „Vorfeld Russlands“.
Die Rolle der Wettiner und
Friedrichs des Großen
im europäischen Mächtespiel des 18.
Jahrhunderts.
Referentin Frau
Dr. Christiane K n o p , Berlin
O r t Bürgertreff
im S-Bahnhof Berlin-Lichterfelde West
Hans-Sachs-Str. 4 e 12205 Berlin
Hinter
der knappen Formulierung: Polen als „Vorfeld Russlands“ verbirgt sich ein brisantes
Störmoment, in das auch das Sachsen Augusts des Starken als polnischen König
hineinspielt. Sucht man die Bedeutung Augusts als Staatsmann und europäischen
Politiker tiefer zu fassen, wird man von diesem Blickpunkt her überreichlich
fündig. - Anders als gewohnt, die europäischen Machtkämpfe des frühen 18. Jahrhunderts
an den Expansionsbestrebungen Ludwigs des XIV. festzumachen, entfaltet sich in
den kriegerischen Wirren um die Ostseeküste, bekannt als Nordischer Krieg, ein
bestürzendes Kriegstheater, in dessen Mittelpunkt der Polenkönig August als
Kriegstreiber und Opfer zugleich steht. Die von ihm angestoßene Epoche
erscheint durchdrungen von einem Weltkriegsgeist. Die Rolle und das Schicksal Polens
bekommen hier ihr besonderes Gesicht, woran sich ermessen lässt, wie sich im
europäischen Mächtespiel das Grundmuster der negativen Polenpolitik Russlands
herausgebildet hat mit seinem Prinzip der Außensteuerung in das polnische
Staatsgebilde hinein. Es galt als das Vorfeld russischer Westpolitik. In seiner
tragischen Vorgeschichte gehören August und das Haus Wettin zu den wichtigsten Figuren.
In einem neuen Licht erscheinen
Friedrich I. und sein Sohn Friedrich Wilhelm I., dessen Friedensinitiative zur
Beendigung des Nordischen Krieges führt. Sie ist die Schicksalswende: ihr folgt
ein neues Zeitalter, das Frieden verbürgen könnte; stattdessen macht Friedrichs
des Großen gewagte Russlandpolitik alles zunichte. Ihre Folgen sind die drei
Polnischen Teilungen, deren erster Friedrich zögernd, aber gezwungen folgt.
Die noch bedeutsamere Russlandpolitik Friedrichs muss einer späteren Betrachtung überlassen bleiben. Eine solche eventuell sich später anschließende Darstellung müsste diese tragischen Dimensionen und Polens traumatische Erfahrung im „Völkerfrühling“ von 1848 und seine Folgen bis in die Bismarck-Zeit verfolgen.
Zuvor aber erscheint die Aussage
gerechtfertigt: der niemals unumstrittene August machte - gerade als polnischer
König - Sachsen zu einer europäischen Macht, die Preußen gleichgewichtig war.
Es lag aber seit seinem „schwedischen Abenteuer“ im Zuge seines Schicksals,
dass es oft auf der falschen Seite kämpfte und seinen Fast-Untergang mehrmals riskierte.
Anzuschließen wäre ferner eine
Zusammenschau, wie beide Könige, Friedrich I. und August, ihre Königsstädte
Berlin und Dresden als Mäzene und Anreger ausgestalteten.
bitte wenden !
E i n t r i t t f r e i !
Blatt - 2 -
Frau Dr. Christiane K n o p ,
geboren 1927 in Berlin, Abitur in den letzten Kriegstagen 1945 in Bernau bei
Berlin. Studium von 1945 bis 1948 an der Humboldt-Universität. Seit 1948
(Mitbegründerin) an der Freien Universität Studium der Germanistik und Geschichte;
dort 1953 Studienabschluss und dann tätig als Oberstudienrätin in
Reinickendorf.
Seit 1980 im Vorstand des Vereins für die Geschichte
Berlins, gegr. 1865, Mitredakteurin der "Mitteilungen" des Vereins
bis 2001.
Zwischendurch Studium der Politologie am Otto-Suhr-Institut der FU. -
Bevorzugte Beschäftigung mit dem Bereich Spätmittelalter und der Zeit Kaiser
Karls IV. - Seit 1994 Studium der Geschichte an beiden Berliner Universitäten.
- Der Blick auf Ostmitteleuropa und seine Möglichkeiten bzw. tragischen
Geschichtsverläufe haben die Referentin seit einigen Jahren besonders
beschäftigt. Reisen nach Danzig, Breslau und Krakau mit Herrn Hanke haben sie
darin bestätigt.