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307           Freitag     01. September 2006,                 19.00 Uhr

                     Thema      Polen als „Vorfeld Russlands“.

                                  Die Rolle der Wettiner und Friedrichs des Großen

                                  im europäischen Mächtespiel des 18. Jahrhunderts.

                                

                 Referentin                                                 Frau Dr. Christiane   K n o p , Berlin

 

                 O r t          Bürgertreff im S-Bahnhof Berlin-Lichterfelde West

                                  Hans-Sachs-Str. 4 e         12205 Berlin

 

Hinter der knappen Formulierung: Polen als „Vorfeld Russlands“ verbirgt sich ein brisantes Störmoment, in das auch das Sachsen Augusts des Starken als polnischen König hineinspielt. Sucht man die Bedeutung Augusts als Staatsmann und europäischen Politiker tiefer zu fassen, wird man von diesem Blickpunkt her überreichlich fündig. - Anders als gewohnt, die europäischen Machtkämpfe des frühen 18. Jahrhunderts an den Expansionsbestrebungen Ludwigs des XIV. festzumachen, entfaltet sich in den kriegerischen Wirren um die Ostseeküste, bekannt als Nordischer Krieg, ein bestürzendes Kriegstheater, in dessen Mittelpunkt der Polenkönig August als Kriegstreiber und Opfer zugleich steht. Die von ihm angestoßene Epoche erscheint durchdrungen von einem Weltkriegsgeist. Die Rolle und das Schicksal Polens bekommen hier ihr besonderes Gesicht, woran sich ermessen lässt, wie sich im europäischen Mächtespiel das Grundmuster der negativen Polenpolitik Russlands herausgebildet hat mit seinem Prinzip der Außensteuerung in das polnische Staatsgebilde hinein. Es galt als das Vorfeld russischer Westpolitik. In seiner tragischen Vorgeschichte gehören August und das Haus Wettin zu den wichtigsten Figuren.

 

In einem neuen Licht erscheinen Friedrich I. und sein Sohn Friedrich Wilhelm I., dessen Friedensinitiative zur Beendigung des Nordischen Krieges führt. Sie ist die Schicksalswende: ihr folgt ein neues Zeitalter, das Frieden verbürgen könnte; stattdessen macht Friedrichs des Großen gewagte Russlandpolitik alles zunichte. Ihre Folgen sind die drei Polnischen Teilungen, deren erster Friedrich zögernd, aber gezwungen folgt.

 

Die noch bedeutsamere Russlandpolitik Friedrichs muss einer späteren Betrachtung überlassen bleiben. Eine solche eventuell sich später anschließende Darstellung müsste diese tragischen Dimensionen und Polens traumatische Erfahrung im „Völkerfrühling“ von 1848 und seine Folgen bis in die Bismarck-Zeit verfolgen.

Zuvor aber erscheint die Aussage gerechtfertigt: der niemals unumstrittene August machte - gerade als polnischer König - Sachsen zu einer europäischen Macht, die Preußen gleichgewichtig war. Es lag aber seit seinem „schwedischen Abenteuer“ im Zuge seines Schicksals, dass es oft auf der falschen Seite kämpfte und seinen Fast-Untergang  mehrmals riskierte.

 

Anzuschließen wäre ferner eine Zusammenschau, wie beide Könige, Friedrich I. und August, ihre Königsstädte Berlin und Dresden als Mäzene und Anreger ausgestalteten.

                                                                                                                             bitte wenden !

E i n t r i t t   f r e i !

 

                                            

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Frau Dr. Christiane   K n o p , geboren 1927 in Berlin, Abitur in den letzten Kriegstagen 1945 in Bernau bei Berlin. Studium von 1945 bis 1948 an der Humboldt-Universität. Seit 1948 (Mitbegründerin) an der Freien Universität Studium der Germanistik und Geschichte; dort 1953 Studienabschluss und dann tätig als Oberstudienrätin in Reinickendorf.

Seit 1980 im Vorstand des Vereins für die Geschichte Berlins, gegr. 1865, Mitredakteurin der "Mitteilungen" des Vereins bis 2001.

Zwischendurch Studium der Politologie am Otto-Suhr-Institut der FU. - Bevorzugte Beschäftigung mit dem Bereich Spätmittelalter und der Zeit Kaiser Karls IV. - Seit 1994 Studium der Geschichte an beiden Berliner Universitäten. - Der Blick auf Ostmitteleuropa und seine Möglichkeiten bzw. tragischen Geschichtsverläufe haben die Referentin seit einigen Jahren besonders beschäftigt. Reisen nach Danzig, Breslau und Krakau mit Herrn Hanke haben sie darin bestätigt.